Kuriosität - Gedankenspiele 

Ein wenig Zerstreuung gefällig? Manchmal gelingt es, Entspannung zu finden, Denkspiralen zu verlassen oder einfach nur Spaß zu haben, wenn wir unsere Konzentration kurz unterbrechen, um sie auf etwas anderes zu richten. Hier wird Ihnen die Möglichkeit geboten, Ihrer Konzentration neue Impulse zu verschaffen.


Bitte beachten Sie: Diese Seite wird mit der Zeit wachsen. Alte Rätsel  werden ausgetauscht und neue bereitgestellt. Schauen Sie also immer wieder mal hinein! Falls Sie selbst eine inspirierende Kopfnuss kennen, schicken Sie sie mir gerne zu! Vielleicht wird sie dann auch bald auf dieser Seite veröffentlicht.

 

Viel Vergnügen bei der Visualisierung fremder Welten und Geschichten! Viel Spaß beim Rätseln!

GEDANKENSPIEL (1)

IN VINO VERITAS

Als seine Lebenszeit vorangeschritten war, kam ein venezianischer Kaufmann auf die Idee, sein Vermögen jenem Sohn zu überlassen, dessen Gondel bei einem Wettkampf als letzte an der Rialtobrücke ankäme. Seine zwei Söhne stiegen daraufhin sogleich in ihre Gondeln - jeder von ihnen besaß ein einzigartiges Unikat - und ruderte von der Mündung des Canal Grande so langsam wie möglich in Richtung Ziel. Jedes Mal nun, wenn die Gondel des einen, die Gondel des anderen überholte, hielten sie schnell inne und stoppten ihre Gondel bis sie wieder höchstens auf der gleichen Höhe mit der anderen Gondel schaukelten.

 

Nach Stunden des wetteifernden Innehaltens, mittlerweile von der vermeintlichen Lösungslosigkeit des Wettstreits entmutigt, sprach ein weiser Coach die beiden vom Ufer aus an: „Was macht ihr zwei denn für Gesichter und warum rudert ihr nicht weiter?“ Nachdem die Söhne ihr Leid geklagt hatten, bat der Coach sie, ihre Gondeln an das Ufer zu lenken und mit ihm ein Gläschen Wein zu trinken. Kaum war der Wein getrunken, sprach der Coach drei Wörter. Die Geschwister rannten zu den Gondeln und jeder ruderte so schnell wie möglich zur Rialtobrücke - nach kurzer Zeit stand der Empfänger des Erbes fest.

  

Frage: Welche drei Wörter hatte der Coach, der übrigens aus Heidelberg kam, gesagt?


GEDANKENSPIEL (2)

Rätselhaftes vom Canal Grande

Es ist dunkel geworden am Canal Grande. Die Lichter der Prachtpaläste sind erloschen und eine schläfrige Ruhe liegt über den Ufern der wohl schönsten Wasserstraße Europas. Die Vaporetti haben ihren Linienverkehr eingestellt, schaukeln besinnlich wartend in ihren Häfen und die Gondolieri genießen die letzten Stunden der Nacht.

Am Canal Grande stehen eine Frau und ein Mann und beide wollen sie den Kanal überqueren. Am Ufer liegt ein kleines Boot. Es wippt müde auf den salzigen Wellen und wartet schon darauf, einen Fahrgast aufzunehmen. Einen Fahrgast? Ja, Sie haben richtig gelesen, dieses Boot ist so klein, dass nur  ein Mensch gleichzeitig in ihm Platz findet. Dennoch, beide überqueren den Canal Grande in diesem Boot und genießen die letzten ruhigen Stunden Venedigs, bevor das bunte Treiben erneut die Gassen erobert.

 

Frage: Wie konnten die Beiden das tun?

Übrigens, die wenigen Brücken des Kanals waren in dieser Nacht aufgrund von Bauarbeiten gesperrt.


GEDANKENSPIEL (3)

Der Doge und seine Rechtsgepflogenheiten

Einst herrschte in Venedig ein grausamer Doge. Er besaß einen so unberechenbaren Charakter, dass die Bewohner von Venedig in Furcht und Schrecken lebten. Auf subtile Art und Weise gelang es ihm, die Menschen derart zu manipulieren, dass diese sich bald gegenseitig denunzierten. Bald quollen die Gefängnisse in Venedig über und da es den Dogen seine ganze liebe Zeit gekostet hätte, normal Gericht zu halten, setzte er eines Tages die Gerichtsverfahren einfach aus. Anstelle dessen wurde jeder Beschuldigte dem Dogen für einen Urteilsspruch im Palast kurz vorgeführt.

Um eine Schuld zu beweisen, stellte der Doge eine kleine Schatulle mit einem weißen Elfenbein-Kügelchen und einem schwarzen Ebenholz-Kügelchen vor dem Beschuldigten auf. Nun musste dieser ein Kügelchen blind aus der Schatulle ziehen. War das gezogene Kügelchen schwarz, so galt er als schuldig, zog er dagegen das weiße Kügelchen, so kam er frei. 

Sonderbarerweise, und das wusste ein jeder in Venedig, war es in all der Zeit niemandem gelungen, das weiße Kügelchen zu ziehen. An jeder Ecke in der Lagunenstadt hörte man das heimliche Flüstern: "Der Doge hat nur zwei schwarze Kugeln in seinem Kästchen, denn sonst wären die Gefängnisse nicht so voll..."  und weil jedoch jeder in Venedig Angst davor hatte, selbst der Denunziation zum Opfer zu fallen, sprach niemand diesen Verdacht laut aus. 

Eines Tages, das Gerücht mit den zwei schwarzen Kugeln war mittlerweile jedem Bewohner in Venedig bekannt, hatte ein Beschuldigter endlich eine rettende Idee. Er tat genau das, was er sich zuvor ausgedacht hatte und kam tatsächlich frei.

 

Frage: Was hat der Beschuldigte getan? Was war seine rettende Idee?

Übrigens, er hatte nicht die Möglichkeit, die Kügelchen zu färben oder zu vertauschen. Auch war es nicht möglich beide zu ziehen.


GEDANKENSPIEL (4)

Rätselhaftes aus dem Prigioni nuove 

Es war einmal ein sehr einflussreicher, venezianischer Kaufmann, der eine so bezaubernde Tochter hatte, dass er aus lauter Angst davor, sie eines Tages verlieren zu können, kaum mehr seinen Geschäften nachkam. Jeder Mann, der sich ihr näherte, war zu arm, zu reich, zu alt oder zu jung und keinesfalls war er klug genug, um die Gunst des Vaters zu erlangen. Fernab des prächtigen Palastes am Canal Grande, in dem sie mit Ihrem Vater wohnte, traf sich die Tochter dennoch seit einiger Zeit heimlich mit einem Jüngling, den sie über alles liebte und an den sie ihr Herz verloren hatte. Die beiden waren glücklich, ein kleines Versteck in der Nähe des Markusplatzes gefunden zu haben. Doch sie wurden immer unvorsichtiger und eines Tages erwischte der eifersüchtige Vater die beiden in flagranti bei innigster Liebkosung. Enttäuscht von seiner Tochter, gekränkt in seiner Eitelkeit und voller Angst die Tochter verloren zu haben, war er sofort entschlossen, den Jüngling in den Prigioni nuove, in das neue Gefängnis von Venedig, werfen zu lassen.

 

Doch als die Tochter ihren Vater anflehte, er möge den beiden doch eine Chance geben, schaffte er es nicht, dem Wunsch seiner Tochter zu widerstehen und sagte zu dem  Jüngling: "Wenn du deine Klugheit beweisen kannst, gebe ich dir meine Tochter, meinen größten Schatz, also höre gut zu. Wenn Du also vom Dogenpalast über die Ponte dei Sospiri gehst und auf deinem Weg ins Gefängnis zum letzten Mal mit einem Seufzen einen Blick auf meine Tochter wirfst, überlege dir, dass du, nachdem du den Rio di Palazzo überquert hast, in einem Raum mit zwei Türen stehen wirst. Wenn du es dort schaffst, den Ausgang zu finden, der in die Freiheit führt, dann wirst du mit der Hand meiner Tochter belohnt. Wenn du allerdings die falsche Tür wählst, erwartet dich eine lebenslange Haft. Du hast nur eine einzige Chance! Vor jedem Ausgang wirst du ein Wächter stehen sehen. Einer der beiden Wächter sagt immer die Wahrheit, der andere jedoch immer die Unwahrheit. Du darfst einem von beiden eine einzige Frage stellen und musst dich dann sofort für einen Ausgang entscheiden.“

 

 

Es war eine der prachtvollsten Hochzeiten, die Venedig jemals sah. Und manchmal, wenn wieder ein allzu eifersüchtiger Vater das Glück seiner Tochter versucht zu verhindern, hört man ganz leise wie der Wind des Meeres diese Geschichte sanft über die Kanäle Venedigs trägt.

 

 

Ach ja, wissen Sie, wie der Jüngling seine Freiheit und die Hand der bezaubernden Tochter gewann?